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Bundesbank-Rücklagen: Über die Sicherheit des deutschen Goldes

Bundesbank-Rücklagen: Über die Sicherheit des deutschen Goldes

Bundesbank-Rücklagen: Über die Sicherheit des deutschen Goldes

10.04.2018, Frankfurt, DEU, Gold, Schaetze in der Deutschen Bundesbank eine Sonderausstellung im Geldmuseum der Bundesbank. Gezeigt werden einige Goldbarren aus verschiedenen Epochen, sowie Goldmuenzen vom Solidus ueber Dukaten und Goldmuenzen der Gegenwart. Sicherheitsdienst vor den Goldbarren *** 10 04 2018 Frankfurt DEU Gold Schaetze in the German Federal Bank a special exhibition in the Money Museum of the Bundesbank Shown are some gold bars from different eras as well as gold coins from the Solidus over ducats and gold coins of the present security service in front of the gold bars
10.04.2018, Frankfurt, DEU, Gold, Schaetze in der Deutschen Bundesbank eine Sonderausstellung im Geldmuseum der Bundesbank. Gezeigt werden einige Goldbarren aus verschiedenen Epochen, sowie Goldmuenzen vom Solidus ueber Dukaten und Goldmuenzen der Gegenwart. Sicherheitsdienst vor den Goldbarren *** 10 04 2018 Frankfurt DEU Gold Schaetze in the German Federal Bank a special exhibition in the Money Museum of the Bundesbank Shown are some gold bars from different eras as well as gold coins from the Solidus over ducats and gold coins of the present security service in front of the gold bars
Ein Beamter der Bundesbank bei einer Ausstellung in Frankfurt am Main: Die Sorge um das deutsche Gold in den USA wächst. Foto: IMAGO / Hannelore Förster
Bundesbank-Rücklagen
 

Über die Sicherheit des deutschen Goldes

In New York City lagert tonnenweise Gold, das der deutschen Bundesbank gehört. Mit der Unberechenbarkeit Trumps und der Gefahr globaler Konflikte stellt sich die Frage, wie sicher unsere Rücklagen dort sind.
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Es wachsen die Zweifel, ob die Goldreserven der Bundesbank in den USA noch sicher sind. Das liegt an Donald Trump und seiner Regierung. So gab es im März die Befürchtung, daß Goldimporte mit US-Zöllen belegt werden. Im April erschien das gelbe Metall aber auf der Zollausnahmeliste. Dann wurde über US-Zölle für Schweizer Goldimporte spekuliert – am 8. August dementierte das Weiße Haus dies als „Fehlinformation“. Aber was ist, wenn die Goldausfuhr wie 1933 von Franklin D. Roosevelt verboten oder der Bundesbank-Goldschatz bei einem transatlantischen Konfliktfall beschlagnahmt wird?

Schon unter Barack Obama hat die Bundesbank zwischen 2013 und 2016 ihren dortigen Bestand um 300 Tonnen reduziert. Doch im Keller der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) in New York, 25 Meter tief im Felsen von Manhattan, lagern weiterhin 1.236 Tonnen – das sind 37 Prozent der gesamten Goldbestände in Höhe von 3.352 Tonnen. Michael Jäger, Präsident des Europäischen Steuerzahlerbundes (TAE), mahnte daher in einem Interview: „Bundesbank und Bundesregierung müssen in dieser Phase der weltpolitischen Machtverschiebungen Weitsicht beweisen und das deutsche Gold aus den USA sofort zurückholen. Gerade in einer Zeit, in der in Berlin und in Brüssel über immense Neuverschuldung diskutiert wird, brauchen wir im Notfall sofortigen Zugriff auf alle Goldreserven.“

Bundesbank-Präsident gibt sich betont entspannt

Demgegenüber bereitet das Thema dem Bundesbank-Präsidenten Joachim Nagel „keine schlaflosen Nächte“. Und ein Bundesbank-Sprecher betonte: „Wir haben keinen Zweifel daran, daß wir mit der Fed New York einen vertrauenswürdigen, verläßlichen Partner bei der Aufbewahrung unserer Goldbestände haben.“ Zu Zeiten des Kalten Krieges galt New York gegenüber Frankfurt als sicherer Ort im Falle eines militärischen Konflikts mit Rußland. Späterhin spielten im Lagerstellenkonzept der Bundesbank neben dem Faktor Sicherheit Überlegungen zur Handelbarkeit und Kosteneffizienz eine Rolle.

Im Krisenfall von Krieg, Naturkatastrophen oder Währungszusammenbrüchen kann es wichtig werden, die Goldreserven schnell verkaufen oder in Fremdwährungen tauschen zu können. Das setzt die Nähe zu einem liquiden Goldhandelsplatz wie New York oder London voraus, um verlustreiche Preissprünge zu vermeiden. Zudem ist die Fremdgoldverwahrung der Fed aktuell günstiger, da die Bundesbank eigene Tresorräume neu errichten müßte. Hinzu käme der versicherungstechnisch teure und risikoreiche Transport per Flugzeug oder Schiff. Auch könnte eine kurzfristige Umlagerung zu diplomatischen Verwicklungen führen.

Trump zweifelt Gold-Sicherheit in Fort Knox an

Doch wie sicher ist unser Gold in den USA? Trump hat mehrfach den Wunsch offenbart, mehr Kontrolle über die Fed zu erhalten, und damit deren Unabhängigkeit nachhaltig in Frage gestellt – sei es durch den Versuch einer Einflußnahme bei Zinsentscheidungen oder durch direkte Angriffe auf den Fed-Präsidenten Jerome Powell. Zudem könnte er dortige Spitzenbeamte entfernen, so der Supreme Court in einer Entscheidung. Auch stellte er die Sicherheit der US-Goldreserven in den Bunkeranlagen von Fort Knox in Frage, auf die nicht die Fed, sondern das US-Finanzministerium Zugriff hat.

Allgemein wird die Ansicht vertreten, daß die Grundsätze des Völkerrechts einen Zugriff auf die Währungsreserven eines Staates durch Vollstreckungsorgane des „Gastlandes“ verbieten, die diese Reserven „beherbergen“. Hintergrund ist Artikel 2 Absatz 1 der UN-Charta, der den „Grundsatz der souveränen Gleichheit aller ihrer Mitglieder“ beinhaltet. Hieraus folgert man, daß Staatsvermögen grundsätzlich immunitätsgeschützt und einer Enteignung entzogen ist. Diese Ansicht vertritt auch die Bundesbank, um so die „Sicherheit“ deutschen Goldes bei der Fed zu rechtfertigen.

US-Regierung könnte auf krumme Gedanken kommen

Wie jedoch nicht zuletzt die Diskussion um ein Rohstoffabkommen mit der Ukraine gezeigt hat, könnte die US-Regierung eine Gegenrechnung mit „Militärdienstleistungen“ – in diesem Fall war es die Lieferung von Rüstungsgütern an die Ukraine – aufmachen. Ein US-Zugriff auf deutsche Goldreserven könnte beispielsweise mit Rückforderungen auf historisch überdurchschnittliche amerikanische Nato-Leistungen in der Vergangenheit begründet werden. Da Deutschland mit Ausnahme des vergangenen Jahres nie das 2002 verabredete „Zwei-Prozent-Ziel“ der Nato erreicht hat, sondern regelmäßig nur einen Verteidigungsetat zwischen 1,1 und 1,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auswies, könnte eine Aufrechnung auf der Grundlage einer US-Übererfüllung vorgenommen und eine Goldforderung gegen die Bundesbank als deutsches Staatsvermögen erhoben werden.

Hinzu kommt, daß Konfiskationen von Vermögenswerten der Zentralbank eines „unliebsamen“ Landes keineswegs neu sind. Seit März 2022 kann die russische Zentralbank nicht mehr auf Vermögenswerte von etwa 300 Milliarden Dollar zugreifen, da diese im westlichen Ausland „eingefroren“ wurden. Daraufhin machte die damalige US-Finanzministerin Janet Yellen beim G7-Finanzministertreffen 2024 den Vorschlag, das in der EU festgesetzte russische Zentralbankvermögen von 207 Milliarden Dollar zugunsten der Ukraine zu verwenden.

Mögliche Präzedenzfälle Ukraine und Venezuela?

Die G7-Staaten beließen es bei der Verwendung der laufenden Zinserträge von drei bis fünf Milliarden für einen 50-Milliarden-Kredit an die Ukraine. Venezuela wurde 2019 der Zugriff auf 14 Tonnen Gold verwehrt, das aus markttechnischen Gründen in London verwahrt wurde. Der Hintergrund waren US-Sanktionen gegen die Regierung des sozialistischen Präsidenten Nicolás Maduro. Offiziell wurde angezweifelt, ob dessen Regierung zum Verkauf berechtigt war. Zudem erließ die Bank of England Auflagen, um Geldwäsche zu verhindern. Deshalb mußte die venezolanische Regierung vorab Auskünfte über die Verwendung geben.

Was also tun? Die Bundesbank könnte peu à peu das US-Gold verkaufen und gleichzeitig ihren Londoner Bestand in gleicher Höhe aufstocken. Damit würden diplomatische Verwicklungen und Kosten der Verlagerung vermieden. Zugleich wäre der Marktzugang zum größten und liquidesten europäischen Goldhandelsplatz gesichert. Dies entspräche dem Motiv der Bundesbank, Vertrauen im Inland zu schaffen und im Bedarfsfall schnelle Handelbarkeit im Ausland sicherzustellen. Auch könnte die Relokation Ausdruck der zunehmenden Bedeutung von Gold als jetzt zweitwichtigste Währungsreserve sein, bei zugleich abnehmendem Gewicht des Dollars als Weltleitwährung.

Aus der JF-Ausgabe 34/25.


Prof. Dr. Dirk Meyer lehrt Ökonomie an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.

Ein Beamter der Bundesbank bei einer Ausstellung in Frankfurt am Main: Die Sorge um das deutsche Gold in den USA wächst. Foto: IMAGO / Hannelore Förster
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