AUGSBURG. Weil sich der Augsburger Bischof Bertram Meier weigert, AfD-Mitglieder pauschal von Kirchenämtern auszuschließen, konfrontieren ihn Kritiker mit massiven Vorwürfen. „Mich erinnert diese bischöfliche Haltung an die Positionierung der katholischen Kirche gegenüber der NS-Regierung Hitlers im Jahr 1933“, sagte der Theologe Daniel Bogner von der Universität Fribourg in der Schweiz gegenüber dpa.
„Man kann nicht die Augen davor verschließen, daß die AfD mittlerweile mit einer Massivität Positionen vertritt und dafür auch Anhängerschaft gewinnt, die die Axt an die Wurzel der Demokratie anlegen“, behauptete Bogner weiter. „Dann zu sagen, die Partei tritt ja auch für den Schutz des ungeborenen Lebens ein, ist wirklich eine ganz gefährliche Verengung des Blickfeldes.“
„Steigbügelhalter von Rechtsradikalen“
Auch der Theologe Thomas Schüller von der Universität Münster zieht Parallelen zum Nationalsozialismus. „Wer der AfD angehört, verachtet die Demokratie, spricht Menschen mit Behinderung oder anderer Hautfarbe das Existenzrecht ab, kurz: verhöhnt die Grundaussagen des christlichen Glaubens“, behauptete Schüller. Es gebe keine guten christlichen und keine schlechten AfD-Mitglieder.
Die Kirche habe den Nationalsozialismus nicht aktiv bekämpft. Meier wiederhole den Fehler, so Schüller. „Er wird zum Steigbügelhalter für eine breiter werdende gesellschaftliche Akzeptanz von Rechtsradikalen.“ Meier hatte sich am Mittwoch in einem Gespräch mit der Augsburger Allgemeinen gegen eine Ausgrenzung von AfD-Mitgliedern ausgesprochen. „Eine Parteimitgliedschaft allein ist kein Kriterium, Menschen auszuschließen.“
Meier will keine Wahlempfehlung geben
Auch lehnte es Meier ab, zur Wahl bestimmter politischer Parteien aufzufordern. „Die Zeiten, in denen es Wahl-Hirtenbriefe mit Empfehlungen gab, sind vorbei – und das ist gut so.“ Statt auszugrenzen forderte der Bischof das Gespräch zu suchen. „Wenn wir anfangen würden, Menschen auszugrenzen, drängen wir sie doch erst recht in eine vielleicht extreme Ecke.“
Damit stellte sich Meier gegen die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp. Diese hatte im August gefordert, prinzipiell AfD-Mitglieder aus Laien-Ämtern in der Kirche zu entfernen. Es sei „eindeutig, daß antisemitische, rassistische, menschenverachtende Haltungen und Äußerungen keinen Platz in einer katholischen Organisation haben“ dürfen, begründete sie die Forderung nach einem Rauswurf. (JF)