WIEN. Das österreichische Bildungsministerium und die Bildungsverwaltung in Wien haben ein Flüchtlings-Rollenspiel für Schüler eines Gymnasiums gestoppt. Wie die Kronen-Zeitung und Österreich berichten, sei das Projekt „mit sofortiger Wirkung“ beendet worden und Ministerium sowie Verwaltung hätten eine Untersuchung angekündigt.
Die Jugendlichen in der Unterstufe der „Allgemein bildenden höheren Schule“ waren den Berichten zufolge gleich bei ihrer Ankunft in der Schule als „Migranten“ behandelt worden. Außerdem seien die Schüler mit Bändern als „Flüchtlinge“ gekennzeichnet worden.
„Dazu mußten wir stundenlang in Räumen sitzen, ohne daß uns erklärt worden ist, warum. Die Lehrer beantworteten unsere Fragen nicht, sondern gaben immer nur die gleichen einstudierten Antworten, die uns nicht halfen“, zitiert die Zeitung Österreich eine Schülerin. Wer „kooperiert“ habe, sei in den nächsten Raum gelangt, andere Schüler hätten weiter warten müssen.
Durch das Rollenspiel mit dem Titel „Projekt Migration erleben“, das laut dem Nachrichtenportal Vienna Onlineder „Theaterverein Ansicht“ organisiert hatte, sollten die Schüler nachvollziehen, wie sich Einwanderer beim Asylgenehmigungsverfahren in Österreich fühlten.
Theaterverein weist Kritik zurück
Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) kritisierte den Vorfall scharf. „Schülerinnen und Schüler zu verängstigen ist kein pädagogisches Konzept“, teilte Faßmann am Donnerstag mit. „Hier scheint eine Grenze überschritten worden zu sein.“ Die Wiener Bildungsverwaltung kündigte an, herauszufinden, ob die Aktion auch an anderen Schulen stattgefunden habe. Das Projekt sei für Unterstufenschüler nicht geeignet. Außerdem seien die Eltern nicht im Voraus über das Rollenspiel informiert worden, sagte ein Sprecher der Behörde der Nachrichtenagentur APA.
Der Theaterverein weist die Kritik zurück. „Mich ärgert, daß hier parteipolitisches Kleingeld gemacht wird und daß eine Direktorin, die sich traut, etwas Besonderes zu machen, eins auf den Deckel bekommt“, kommentierte Flo Staffelmayr von „Ansicht“. Die Rückmeldungen von Schülern und Lehrer seien größtenteils positiv gewesen. Die geäußerte Kritik halte er für Einzelmeinungen. (ls)