Man will es Alexander Gauland gerne glauben, daß die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung Äußerungen aus einem vertraulichen Hintergrundgespräch aus dem Kontext gerissen und willkürlich mit dem populären Nationalspieler Jérôme Boateng in Verbindung gebracht hatte, um einen Nebensatz zum Titelseiten-Scoop hochzuschreiben und einen landesweiten Empörungsballon aufzublasen. Denn für das, was in Sachen Einwanderung und Integration derzeit falsch läuft und nicht nur von der AfD, sondern auch von vielen Bürgern zu Recht kritisiert wird, wäre ausgerechnet Boateng nun wirklich das falsche Beispiel.
Auch nach dem Abstammungsprinzip ist Jérôme Boateng, Sohn einer deutschen Mutter und eines ghanaischen Vaters, nämlich fraglos ein Deutscher, der den Paß dieses Landes mit vollem Recht hat. Noch dazu einer, der sich – anders als sein Bruder Kevin Prince, der für das Heimatland seines Vaters spielt – offenbar bewußt entschieden hat, seine Talente in unserem Land einzubringen, und der auch sein Geld selbst verdient.
Penetrante Instrumentalisierung
Am penetrantesten instrumentalisiert der Deutsche Fußball-Bund selbst, der natürlich auch jetzt wieder im Empörungs-Chor mitsingt, Boatengs „Migrationshintergrund“. Anders als so mancher „Vorzeige-Migrant“, der von den Verbandsfunktionären volkspädagogisch als Vorbild ausgeschlachtet wird und prompt mit Pilger-Fotos aus Mekka prahlt, kann Boateng nicht nur hervorragend Fußball spielen, er scheint auch etwaige Identitätsprobleme mit der Nationalhymne allmählich zu überwinden: Vor dem WM-Finale in Brasilien sang er erstmals mit – „das war eine bewußte Entscheidung, weil es ein besonderes Spiel für ganz Deutschland war und mich emotional sehr berührt hat“.
„Integrationsprobleme“ hat der gläubige Christ Boateng also mit Sicherheit nicht. Und die „Recherche“, daß er als prominenter Zeitgenosse bei den Nachbarn im Münchner Nobelviertel Grünwald beliebt ist, hätte die FAS sich getrost sparen können; das liegt auf der Hand.
Andere, auch das sollte nicht verschwiegen werden, haben es nicht so gut getroffen. So mancher rechtstreue, gut integrierte, fleißig arbeitende und Steuern zahlende Einwanderer, der vielleicht ebenso akzentfrei Deutsch spricht wie Jérôme Boateng, aber eben kein so bekanntes Gesicht hat, mag durchaus auch heute noch auf Vorbehalte treffen.
Keine Reduzierung auf „Rassismus“ aus der „Mitte der Gesellschaft“
Wer das auf einen vermeintlichen „Rassismus“ aus der „Mitte der Gesellschaft“ reduziert, der allein mit noch mehr Volkspädagogik ausgerottet werden könnte, macht es sich zu einfach. Schuld an solchen Vorbehalten ist nämlich nicht zuletzt die von der Politik mutwillig in Gang gesetzte Flutung des Landes mit Heerscharen fordernder junger Männer aus Nordafrika und dem orientalischen Kulturkreis, bei denen die deutschen Nachbarn ganz und gar nicht wissen, woran sie sind.
Was das von der Politik verursachte Asyl-Chaos an negativen Folgen für autochthone Deutsche wie für assimilierte und rechtstreue Einwanderer bereithält, wäre nicht minder dringend öffentlich zu diskutieren wie die grundsätzliche Frage, wie und in welchen Dimensionen die Aufnahme von Einwanderern mit der Identität und dem kulturellen Erbe des Aufnahmelandes und dem legitimen Wunsch seiner einheimischen Bevölkerung nach Bewahrung des Eigenen zu vereinbaren ist.
Die FAS-Schlagzeile liefert Politikern und Meinungsmachern dagegen einen leichten Vorwand, mal wieder mit ein paar wohlfeilen Kraftsprüchen und Winken mit der „Rassismus-Keule“ von diesen überfälligen Debatten und von der eigenen Verantwortung für die Fehlentwicklungen in Staat und Gesellschaft abzulenken. Und das ist mehr als ärgerlich.