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Deutsch adoptieren

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Cato, Palmer, Exklusiv

Es gibt Verstärkung für die Deutschretter: Daß jemand, der sich eine Fremdsprache aneignet, diese Sprache dann mehr liebgewinnt als so mancher Muttersprachler, kommt recht häufig vor. Wer sich eingehend mit einer Sprache beschäftigt, lernt sie schätzen und lieben. Daß er dann auch noch dafür eintritt, diese Sprache zu pflegen und zu schützen, ist schon seltener.

Der Engländer Adam Fletcher geht sogar noch einen Schritt weiter: Im Zusammenhang mit seinem Buch „Denglisch for Better Knowers“ hat er im Netz die Aktion „Deutsch retten!“ ins Leben gerufen. Anlaß war, bezeichnend für einen Engländer, eine verlorene Wette: „Ich mußte wegen einer Wette einmal 100 Stunden deutsches Fernsehen gucken, und ich war echt geschockt, weil da so viel überflüssiges Englisch vorkommt.“

„Auslagern“ statt „outsourcen“

„Hilf, die wundervolle deutsche Sprache zu retten!“ lautet nun sein Aufruf. So kann man zum Beispiel mit nur einem Mausklick die Wörter „auslagern“ (statt „outsourcen“), „Gespräch“ (statt „Talk“) und „weiterleiten“ (statt „forwarden“) adoptieren, indem man bekennt: „Ich schwöre hiermit feierlich, das bedrohte deutsche Wort zu adoptieren. Ich verspreche, es so oft wie menschenmöglich zu benutzen und den fiesen Denglisch-Ausdruck nie wieder in den Mund zu nehmen!“

Nachdem das Annehmen des Wortes besiegelt ist, erhält man die folgende Auskunft: „Vielen herzlichen Dank, lieber Sprachpfleger! … Wir haben das größte Vertrauen in dich und deine Vormundschaft, so daß dieses Wort nun Teil der wundervollen deutschen Sprache für viele weitere glückliche Jahre bleiben wird.“ Fletcher will 140.000 solcher Adoptionen erreichen.

„You’re on the woodway“

Diese Idee ist nicht neu, gibt es doch seit vielen Jahren im Netz eine Agentur, die Wortpatenschaften verkauft. Fletchers Adoptionen sind jedoch kostenlos. Natürlich dient seine Aktion aber auch der Vermarktung seines Buches. Darüber hinaus ist sie jedoch eine augenzwinkernde Liebeserklärung an die deutsche Sprache.

Fletchers Buch, das er zusammen mit seinem Landsmann Paul Hawkins verfaßt hat, ist zweisprachig: die eine Hälfte ist auf deutsch geschrieben, die andere auf englisch. Um es in der anderen Sprache zu lesen, braucht man das Buch lediglich umzudrehen.

Seine englischen Leser versucht Fletcher davon zu überzeugen, daß deutsche Wörter, Redewendungen und Sprachbilder, ins Englische übertragen, die Sprache bereichern könnten. Er erläutert für Briten unverständliche Ausdrücke wie „Donkey Bridge“ (Eselsbrücke), „dead trousers“ (tote Hose), „Fun Bird“ (Spaßvogel), „You’re on the woodway“ (Du bist auf dem Holzweg) und „To come in the devil’s kitchen“ (In Teufels Küche kommen).

Die deutschen Leser ermuntert Fletcher, wieder fester zu ihrer „wundervollen“ Sprache zu stehen: „Wir sind der Meinung, die Deutschen sollten … etwas weniger willig sein, jeden schicken englischen Begriff einfach so zu adoptieren. … Deutsche sollten wieder stolz auf ihre Sprache sein!“

Keine „irregeleiteten Neonazis“

Ruft ein traditioneller deutscher Sprachschützer zur Rettung der Sprache auf, noch dazu mit solchen Worten, sind ihm mißtrauische Verdächtigungen sicher, ein mieser Rechter zu sein, mit dem ein anständiger Deutscher besser nichts zu tun haben sollte. Macht dasselbe ein Ausländer, der mit seinem unüberhörbaren Akzent etwas linkisch und mit seinem britischen Humor sympathisch wirkt, sieht es gleich ganz anders aus.

So kann auch das Magazin „Stern“ entwarnen: „Keine Angst: die Wortrettungs-Aktion ist keine Idee irrgeleiteter Neonazis.“ Spießbürger können also aufatmen, Sprachpanscher – oder „Sprachpuncher“? – müssen jedoch mit Gegenwind rechnen.

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Marc Jongen, ESN Fraktion
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