MÜNCHEN. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, hat sich mit deutlichen Worten zur wachsenden Bedrohungslage für Juden in Deutschland geäußert. Die 92jährige Holocaust-Überlebende sieht die Entwicklungen der vergangenen Jahre mit großer Sorge.
Im Gespräch mit der Münchner Abendzeitung schilderte Knobloch eine spürbare Verschärfung der Situation. Der Antisemitismus sei längst nicht mehr ein Randphänomen, sondern breite sich zunehmend offen aus – befördert auch durch Zuwanderung. „Viele, die heute hier leben, bringen einen tief verankerten Judenhaß mit“, so Knobloch.
Antisemitismus an deutschen Universitäten
Besonders kritisch sieht sie das Auftreten von Pro-Palästina-Camps an deutschen Universitäten, etwa in München. Auch wenn es dort bislang zu keinen direkten Übergriffen gekommen sei, lieferten solche Aufmärsche das ideologische Fundament für Gewaltbereite. Der Haß werde normalisiert – mit stillschweigender Duldung vieler.
Knobloch warnte darüber hinaus vor dem erstarkenden politischen Extremismus von rechts. Der Erfolg der AfD bei der Bundestagswahl habe bei ihr das Gefühl hinterlassen, Deutschland verändere sich in bedenklicher Weise. Sie appellierte an die demokratischen Kräfte im Land, gegenzusteuern – und erinnerte: „Was in den 1920er Jahren begann, endete in der Katastrophe.“ (rr)