BERLIN. Der Zentralrat der Muslime hat vor dem Rücktritt von Bundespräsident Christian Wulff gewarnt. „Europa steht zumindest wirtschaftlich vor dem Abgrund und der Rassismus droht, durch den Naziterror deutlich geworden, sich in unsere Gesellschaft hinein zu fressen“, beklagte der Zentralratsvorsitzende Aiman Mazyek gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung. Aus diesem Grund seien Politik, Medien und Verbände gefordert, „verhältnismäßig und angemessen zu agieren“.
Ähnlich hatte sich am Montag bereits der Sprecher des Koordinierungsrates der Muslime, Bekir Alboga, geäußert. Wulff habe mit seinen Äußerungen, der Islam gehöre zu Deutschland, „sehr gute Signale gesendet“ und besitze international ein „hohes Ansehen und Respekt“, lobte Alboga.
Kontakte zu dubiosen Finanzunternehmern
Besonders sein Engagement für die Hinterbliebenen der mutmaßlich von der rechtsextremen Gruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ ermordeten Menschen habe dazu beigetragen, das „gesellschaftliche Zusammenleben und den friedlichen Zusammenhalt wirkungsvoll zu fördern“, sagte der Sprecher des Koordinierungsrates. Die Kritik an Wulff bezeichnete Alboga als „politische Intrige“.
Unterdessen kommen immer weitere Details über die Kontakte des Bundespräsidenten zu verschiedenen Unternehmern ans Tageslicht. So wurde bekannt, daß der Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer Wulff 2008 eine Anzeigenkampagne für dessen Buch finanzierte. Der Unternehmer betonte jedoch, Wulff habe von der Angelegenheit nicht gewußt. Kritiker werfen Maschmeyer vor, in den vergangenen Jahren zahlreiche Anleger mit dubiosen Finanzprodukten um ihr Erspartes gebracht zu haben. (ho)