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Namensgebung

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So manche Vornamen können sich für Kinder bereits an der Grundschule als eine gravierende Bürde erweisen, die sie frühzeitig der Chance beraubt, ihren Weg bis zum Abitur zu gehen. Zu diesem Ergebnis gelangt eine soeben publizierte Studie, die an der Universität Oldenburg erstellt worden ist. Sie basiert auf der Auswertung von 500 Fragebögen, in denen Grundschullehrer freimütig enthüllen, welche Eigenschaften sie mit bestimmten Vornamen verbinden. Allen voran sind Jungen, die Kevin heißen, nahezu unwiderruflich stigmatisiert, sie gelten als besonders leistungsschwach und verhaltensauffällig. Kaum freundlicher sind die Assoziationen, die Namen wie Justin, Marvin, Chantal oder Mandy bei den Pädagogen wecken. Gut haben es hingegen Kinder, deren Eltern so vorausschauend waren, sie Alexander, Maximilian, Charlotte oder Marie zu nennen. Ihnen bringen Lehrer, schon wenn sie die Namen auf der Klassenliste lesen, einen Vertrauensvorschuß entgegen.

Naives Pochen darauf, daß Kinder an Schulen doch eigentlich eine unvoreingenommene Behandlung und Bewertung erwarten dürfen, erscheint wenig aussichtsreich. 94 Prozent der befragten Lehrer halten die Rückschlüsse, die sie von Namen auf die dahinter stehenden Persönlichkeiten ziehen, gar nicht für Vorurteile, sondern betrachten sie als das Resultat langjähriger Berufserfahrung.

Der Willkür sollten Grundschullehrer dennoch nicht bezichtigt werden, ist es doch keineswegs ihr persönlicher Geschmack, von dem sie sich leiten lassen. Wenn sie einen Kevin benachteiligen, so tun sie dies nämlich nicht aus ästhetischem Abscheu vor seinem Namen, sondern weil sie aus diesem die Vermutung ableiten, daß er aus der Unterschicht stammt. Mit einem Kind, das Sophie heißt, verknüpft sich hingegen die Hoffnung, daß seine Eltern zumindest in formaler Hinsicht nicht allzu bildungsfern sind und es sich an ihnen vielleicht ein Vorbild nehmen wird.

Das Resümee der Studie, daß „Ungleichheiten von Bildungschancen schon mit dem Eintrag des Vornamens eines Kindes ins Standesamtsregister beginnen können“, ist somit unzutreffend. Ausschlaggebend ist vielmehr der ökonomische Status der Familie, der seinerseits zumeist bereits ererbt wurde, gilt doch die Bundesrepublik traditionell als ein Land mit eher geringer sozialer Durchlässigkeit. Insofern sollten Lehrer erfreut sein, wenn Kinder durch ihren Namen zu erkennen geben, aus welchen Verhältnissen sie stammen. Dies ist allemal diskreter, als sie nach Beruf und Einkommen der Eltern auszuhorchen.

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