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Ernst Jünger: Antifaschistische Nationalisten

Ernst Jünger: Antifaschistische Nationalisten

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Ernst Jünger: Antifaschistische Nationalisten

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In den 1920er Jahren zog Ernst Jünger los und predigte in ebenso glasklarer wie esoterischer Diktion den Nationalismus und das Soldatentum. Das rückt ihn für manche heute in die Rolle eines Vordenkers kommender Dinge, konkret der NS-Zeit. Ob das allerdings in der späteren NS-Führungsriege tatsächlich als wichtiger Beitrag zur Kenntnis genommen wurde, kann man bezweifeln. Jünger bezog sein damals vorhandenes Ansehen in diesen Kreisen aus seinem Kriegsheldentum und seiner Autorschaft der „Stahlgewitter“, nicht aus einer Tätigkeit als Theoretiker.

Als sich seit 1930 ankündigte, daß der deutsche Nationalismus, wenn überhaupt, dann ganz konkret nur als Parteiherrschaft der NSDAP in verantwortlicher Stellung die politische Bühne betreten würde, da war Jünger nicht dabei. Er ging seinen immer literarischeren Weg weiter und politisch in ganz andere Richtungen. Es ist wenig bekannt, in welchem Ausmaß er dabei den Kontakt auch zur extremen Linken suchte.

Karl August Wittfogel, damals Funktionär der kommunistischen Partei und später vielbeachteter Soziologe, hat in den 1970ern die Gelegenheit genutzt, zu diesem Punkt ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern. So war Jünger ebenso wie Friedrich Hielscher, Kommunistenprominenz wie Georg Lukacs und Wittfogel selbst in einem „Arbeitskreis für Planwirtschaft“ tätig, dem der 1932 von Jünger veröffentlichte Essay über den „Arbeiter“ als der kommenden, weltbeherrschenden Gestalt zweifelsfrei einige Gedankengänge verdankte. Das merkte man auch beim NS-Hausblatt, dem Völkischen Beobachter, der sich die Bemerkung erlaubte, Jünger habe hier die „Zone der Kopfschüsse“ betreten. Hielscher und Jünger seien „Antifaschistische Nationalisten“ gewesen, erinnerte sich Wittfogel später.

„Wenn Sie nicht sprechen wollen, dann will ich sprechen“

Daraus entstand eine persönliche Beziehung, bei allen weiter bestehenden politischen Differenzen. Jünger warnte Wittfogel vor der kommenden Entwicklung und riet ihm im Februar 1933 dringend zur Ausreise. Auch nach dem Scheitern dieses Versuchs und der anschließenden Lagerhaft Wittfogels traf man sich noch im Untergrund:

„Jünger war einer der wenigen Nationalisten, die ich sah, als ich aus dem Lager herauskam. Es war auf eine sehr komplizierte konspirative Art. Ich sah ihn in einem Haus, mitten im Wald, bei Potsdam. Er fragte mich: ‘Herr Wittfogel. Sie waren in drei Lagern?’ —- ‘Ja.’ —- ‘Und wie war es da?’ —- Ich wußte nicht, ob ich diesem Mann trauen konnte, so ging ich nicht aus mir heraus. Ich sagte: ‘Sie können’s mir glauben, schön war es nicht …’ —- Darauf sagte Jünger: ‘Wenn Sie nicht sprechen wollen, dann will ich sprechen: Ich habe durch die Armee Beziehungen zu Leuten in der SS, zu militärischen SS-Leuten. Man hat mir Dinge erzählt, die mich beschämt haben, daß ich Deutscher bin. Was in den Lagern geschieht, das wird den deutschen Namen für hundert Jahre beschmutzen.’“

Nun, Jünger legte trotz solcher und anderer Begebenheiten nach 1945 keinerlei Wert darauf, sich irgendwie zum „Widerstand“ zu rechnen. Er stritt auch unverdrossen ab, daß die 1939 erschienene Abhandlung „Marmorklippen“ als Abrechnung mit dem NS-Regime zu lesen sei, wie Wittfogel tippte. Jünger hatte den menschenverzehrenden Charakter neuer Regime durch die Okkupation alter Werte auch umfassender darstellen wollen. Die antifaschistischen Nationalisten blieben Beobachter und allenfalls Gründer von kleinen Gemeinschaften. Vordenker des Nationalsozialismus sahen irgendwie anders aus.

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