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Sex mit Nazis

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Weißmann, Reich, Republik, Nachkriegsrechte

Ein Werbespot gegen Aids sorgt für Aufsehen. Eine junge Frau hat Sex mit Adolf Hitler. Und die Moral von der Geschichte? Soll der Mann der Frau den Adolf machen? – Ach nein, es geht um Aids beziehungsweise Aids-Verhütung, also um Aufklärung. Zum Schluß wird „Aids ist ein Massenmörder“ und „Schütz dich!“ eingeblendet. Doch das ist ein Vorwand. Denn Hitler kann keine Botschaft transportieren, er dominiert sie nur.

Nicht genug, daß uns der Spiegel allmonatlich auf der Titelseite ein Führerbild schenkt. Die zwanghafte Hitler- und NS-Fixierung ist keineswegs nur das Ergebnis der Vergangenheitsbewältigung. Die sexuelle Konnotation verweist auf einen Minderwertigkeitskomplex: Damals hatte Deutschland einen Eros, einen düsteren zwar, aber immerhin, den man sich zwecks Kompensation vergegenwärtigt. Und das permanent.

Jean-Paul Sartre läßt in dem Roman „Der Pfahl im Fleische“ (1948) einen jungen Franzosen den Einmarsch der Wehrmacht in Paris erleben: „Sein Herz schlug bis in die Schläfen, und er sah sie. Sie streiften ihn mit ihrem ausdruckslosen Blick, und andere kamen nach ihnen, andere genau solche Engel, die ihn genauso ansahen. Er hatte keine Angst, er dachte: Unsere Besieger! Und Wollust umfing ihn. Er erwiderte kühn ihren Blick, er konnte sich nicht satt sehen an diesen blonden Haaren, diesen wettergebräunten Gesichtern, in denen die Augen wie Gletscherseen wirkten, an diesen schmalen Hüften, diesen unglaublich langen und muskulösen Schenkeln. Er murmelte: Wie schön sie sind! Eine unerträgliche, köstliche Erregung stieg ihm von den Schenkeln in die Schläfen, er sah nicht mehr ganz klar, er wiederholte ein wenig keuchend: Wie in Butter – sie dringen in Paris ein wie in Butter … sie werden uns Böses antun, die Herrschaft des Bösen bricht an, welche Wonne!“

„Wie schön sie sind!“

Sartres Frau, Simone de Beauvoir, schrieb zur selben Zeit in ihr Tagebuch, die deutschen Soldaten „lächelten, waren glücklich und jung und häufig ziemlich schön“. Der Finanzminister Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk, als er 1940 das besetzte Paris besuchte, stellte fest, daß die Pariser mit „Wohlgefallen“ auf sie blickten. In einem Lokal beobachtete er „ein paar junge Offiziere mit leuchtenden Augen in den gebräunten Kindergesichtern“, die genußvoll, „aber in vollendeter Haltung“, ihren Champagner mit Pfirischen tranken. Die Franzosen am Nebentisch flüsterten: „Wie schön sie sind!“ Fünf Jahre später weidete sich der amerikanische Journalist und Deutschland-Hasser William S. Shirer („Aufstieg und Fall des Dritten Reiches“) in Berlin am Anblick der besiegten, verdreckten, verstümmelten Deutschen.

Weitere vierzig Jahre danach sah die inzwischen verstorbene Chefdolmetscherin der französischen Präsidenten, Brigitte Sauzay („Die rätselhaften Deutschen“, 1986), metrosexuelle Männer die Kinder im Huckepack durch befriedete Fußgängerzonen schleppen. Deutschland, „für Generationen von Franzosen einst ein faszinierendes Wort, magisch und unheilbringend zugleich, heute ist es banal geworden“.

Unwissentlich bäumen die Macher des dummen Hitler-Anti-Aids-Spots sich dagegen auf.

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