Was für ein Kerl! Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg ist ein Minister, der nicht nur ästhetischen Ansprüchen gerecht wird. Noch lange keine 40, schneidig, schlank, beliebt bei den Soldaten. Allein die Tatsache, daß sein Hubschrauber in Afghanistan vielleicht beschossen wurde, gibt dem kantigen Reserve-Unteroffizier den Ruch des Einsatzes.
Der 37jährige Politiker versteht es, seine Zielgruppe zu begeistern. Einerseits durch die richtige Wortwahl, vor allem aber durch den Flair von Wahrhaftigkeit: Man glaubt ihm, daß er meint, was er sagt. Teile seiner Regierungserklärung vom 10. November waren genau auf die Sorgen und Nöte der Soldaten zugeschnitten. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Verbesserung des Laufbahnrechts, die Versetzungshäufigkeit, die Attraktivität des Arbeitsplatzes. Der Minister weiß genau, wo seinen Männern der Schuh drückt. Da wird nicht zuletzt der Wehrbeauftragte aus dem Nähkästchen geplaudert haben.
Er faselt nicht, er führt
Zudem erkennt und bekräftigt der fränkische Freiherr, daß der soldatische Eid nicht nur den Truppendiener, sondern auch das Parlament und die Regierung verpflichtet. Ganz unverblümt verwendet er Begriffe wie „Vaterland“ und „Stolz“. Welcher erfolgreiche Politiker tut das schon? „Ich glaube, daß unser gemeinsames Vaterland stolz auf Sie sein kann. Ich bin das, sehr sogar“, sagte er bei seinem letzten Truppenbesuch in Afghanistan.
Dieses Pathos ist genau die Wertschätzung, die die Bundeswehr verdient und für ihr Selbstverständnis so dringend benötigt. Vom Afghanistan-Einsatz mag man halten, was man will. Guttenberg hingegen macht einen guten Eindruck. Er scheint anders zu sein, als seine Vorgänger: ohne Gepolter, ohne Verwirrung, ohne Pfeifchen, ohne Behördendeutsch. Mit Rückgrat. Er faselt nicht, er führt.
Aber: Bislang waren es nur Worte. „Hört, hört“, könnte man ob seiner Pläne sagen. Bürokratie-Abbau, einsatzorientiertes Denken der Organisations- und Führungsstrukturen und (vor allem) die verantwortungsvolle Beendigung des Afghanistan-Einsatzes. „Ehrgeizig“ nennt Guttenberg selbst dies; der Begriff „Herkules-Arbeit“ wäre passender.
Meine These zum Schluß: Dafür braucht er mindestens zwei Legislaturperioden!