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Vergangenheitsbewältigung: Die Weltgeschichte als Finanzbilanz

Vergangenheitsbewältigung: Die Weltgeschichte als Finanzbilanz

Vergangenheitsbewältigung: Die Weltgeschichte als Finanzbilanz

Vergangenheitsbewältigung
 

Die Weltgeschichte als Finanzbilanz

Griechenland diskutiert erneut über Reparationsforderungen gegenüber Deutschland. Die im Raum stehenden Zahlen werden seit Jahren größer. Von etwa 80 Milliarden Euro 2011 auf nun annähernd eine halbe Billion Euro. Der griechischen Bevölkerung nun „Gier“ und „Faulheit“ vorzuwerfen, greift jedoch viel zu kurz. Ein Kommentar von Henning Hoffgaard.
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Griechenland diskutiert erneut über Reparationsforderungen gegenüber Deutschland. Die im Raum stehenden Zahlen werden seit Jahren größer. Von etwa 80 Milliarden Euro 2011 auf nun annähernd eine halbe Billion Euro. Der griechischen Bevölkerung, die mehrheitlich hinter den Forderungen steht, nun „Gier“ und „Faulheit“ vorzuwerfen, greift jedoch viel zu kurz.

Die Zahlen korrelieren nicht nur zufällig mit dem wirtschaftlichen Abstieg des Landes und all seiner Bewohner im Verlauf der Euro-Krise. Mit solchen Forderungen an das ohnehin unbeliebte Deutschland läßt sich in Griechenland Stimmung machen. Die Fehler der griechischen Regierungen in den vergangenen 25 Jahren werden so einfach unter den Tisch gekehrt. Klar ist: Ohne Euro stünde das mittlerweile zu einem „Protektorat Brüssels“ (Nigel Farage) heruntergekommene Land besser dar.

Finger in der Wunde deutscher Vergangenheitspolitik

Ohne die Möglichkeit, die eigene Währung abzuwerten, sieht sich die marode Wirtschaft des Landes im direkten Konkurrenzkampf mit Ländern wie Deutschland und Österreich. Griechenland konnte nur verlieren. Schuld daran ist das Land ganz allein. Sie haben sich mit gefälschten Zahlen in die gemeinsame Währung geschummelt und sollten nun schnellsten wieder austreten, um zu Retten was zu Retten ist.

Das eigentlich Bemerkenswerte ist die Begründung der Forderungen, die den Finger in die Wunde der deutschen Vergangenheit und dem Umgang damit hierzulande. Das Mantra lautet: Deutschland trägt die Verantwortung für die vom sogenannten „Dritten Reich“ begangenen Verbrechen. Kein deutscher Politiker vergißt sich zu dieser Verantwortung, aus der ganz konkrete Zahlungen folgen, zu bekennen. Für den Frieden, für den Euro. Das, so heißt es, seien wir den anderen schuldig. Warum also nicht auch Zahlungen an Griechenland?

Obszönes Schuldkonstrukt

Mit dem deutschen Selbstverständnis läßt sich die Ablehnung derartiger Forderungen eigentlich nicht in Einklang bringen. Die Bundesregierung beruft sich dabei auf das Londoner Schuldenabkommen, mit dem die Reparationszahlungen geregelt wurden. Das ist politisch einfach und moralisch fragwürdig.

Deutschland sollte derartige Zahlungen nicht aus juristischen, sondern ganz grundsätzlichen Erwägungen ablehnen. Die deutschen Steuerzahler tragen keine Verantwortung mehr für den Zweiten Weltkrieg. Die moralische Konstruktion einer generationsübergreifenden Schuld widerspricht allem, wofür sich Deutsche heute auf die Schulter klopfen. Sie ist schlicht obszön und verleugnet die allein gültige Selbstverantwortung des Individuums. Diese fehlende Schuld ist der einzig anständige Grund, nicht an Griechenland zu zahlen.

Ansonsten verkommt die Weltgeschichte zu einer Finanzbilanz, bei der die Länder in einem unwürdigen Schauspiel ihre Schulden gegeneinander aufrechnen.

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