Im Herbst häufen sich im Pfarramt die Anfragen für sogenannte Kirchenkonzerte. Wenn es auf Weihnachten zugeht, bieten etliche „Don Kosaken“ an, in unserer Pfarrkirche ein Konzert zu geben. Dazu kommen lokale Chöre und Musikgruppen, die der Meinung sind, die Kirche sei doch genau die richtige Kulisse für ihre musikalische Darbietung.
Wenn auch die Aufführung weltlicher Musik in der Kirche offiziell nicht gestattet ist, so wurden doch vor wenigen Jahren in meiner Nachbarpfarrei bei einem „Weihnachtskonzert“ auch Bänkellieder und Ausschnitte aus dem Musical „Miss Saigon“ dargeboten. Doch auch wenn die Musikgruppe sich auf geistliches Liedgut beschränkt, sind solche Veranstaltungen nicht unproblematisch.
Meist postieren sich die Musiker im Altarraum, damit sie auch von allen gesehen werden. In der katholischen Kirche heißt das meistens: Der Tabernakel, in dem der Herr Jesus Christus selbst in den eucharistischen Gestalten gegenwärtig ist, wird völlig verbarrikadiert. Wenn dann von den Musikern behauptet wird, man sänge allein zur Ehre Gottes, fällt dies wahrlich schwer zu glauben.
Kasse vor dem Kirchenportal
Die kirchliche Weisung, daß in Gotteshäusern kein Eintritt erhoben werden darf, wird entweder mißachtet oder umgangen, indem man die Kasse vor dem Kirchenportal aufstellt oder um eine „freiwillige Spende“ bittet. Denn um dieser Einnahmen willen wird doch das Konzert veranstaltet.
Auch bei den Kirchenbesuchern merkt man, daß ihnen nicht mehr bewußt ist, sich im Haus Gottes zu befinden. Man betritt die Kirche ohne Kniebeuge (sollte man etwa vor den Musikern niederknien?) oder sonstige Ehrfurchtsbezeigung. Vor dem Beginn des Konzerts unterhält man sich mit seinem Nachbarn, und wenn das Konzert zu Ende ist, applaudiert man lautstark – eben wie bei einer weltlichen Veranstaltung. Oft entblödet sich sogar der Pfarrer nicht, die Menschen zur Beifallsbekundung direkt zu animieren.
„Macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!“
Ich bin in meiner Pfarrgemeinde und über die Pfarrgrenzen hinweg für meine restriktive Haltung bezüglich sogenannter „Kirchenkonzerte“ bekannt. Nicht jeder versteht, warum ich hier so unnachgiebig bin. Doch das Evangelium berichtet uns nur eine einzige Episode, in der Jesus wirklich zornig wurde. Als Jesus sieht, wie der Tempel für weltliche Geschäfte mißbraucht wird, stößt er die Tische der Geldwechsler um, treibt die Händler mit Geißeln hinaus und schreit: „Macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!“ Wie sehr muß die Heiligkeit dieses Ortes Jesus am Herzen gelegen haben, daß er die gewohnte Ruhe verliert und so brutal reagiert. Die Menschen, die dabei standen, erinnerten sich an die Stelle im Alten Testament, wo es heißt: „Der Eifer für dein Haus verzehrt mich.“
Heute, am Kirchweihsonntag, wird in vielen Gotteshäusern dieses Evangelium von der Tempelreinigung (Joh 2, 13-22) gelesen. Ich wünsche mir, daß sich viele Menschen vom Eifer des Herrn für das Haus Gottes anstecken lassen und ihre Stimme erheben gegen die immer weiter fortschreitende Entsakralisierung unserer Kirchen.