Forts. 1, noch zu
„Und welche Politblasphemien erlaubt man sich periodisch in Dresden, wo … unerwünschte mahnende Kundgebungen durch ‚antifaschistische‘ Gegendemos mit ‚Bomber Harris, do it again!‘-Parolen konterkariert werden.“
Solche Parolen sind übel und schärfstens zu verurteilen: keine Frage!

Was freilich die „mahnenden Kundgebungen“ angeht, erfahren wir im zitierten Artikel von Paul Leonhard:
„Den Kampf um die Deutungshoheit eröffnet im Jahr 2000 die rechtsextreme Junge Landsmannschaft Ostpreußen. Gesinnungsgenossen aus ganz Deutschland marschieren zum Opfergedenken auf, denen sich schnell Linksextremisten entgegenstellen, die ihrerseits die Bombentoten verhöhnen.“
Die Rechtsextremisten sind nicht aufmarschiert, um die Opfer zu betrauern: Die wollten (und Leute wie Björn Höcke wollen noch immer) die Nazi-Verbrechen gegen Kriegsverbrechen der Alliierten aufrechnen: „Die Westalliierten haben ja auch …..“.
Das ist völlig zu Recht unerwünscht: Kriegsverbrechen sind zwar auch Verbrechen; aber die industrialisierte Menschenvernichtung des NS-Regimes wg. Rassenwahn ist historisch singulär. Dafür müssen wir Heutigen uns nicht schuldig fühlen – aber schämen.

„Daß inkriminierende Vorwürfe immer noch jene treffen, die bestimmte Geschichtsdogmen differenzierter auslegen.“
Wenn Sie damit Geschichtsrevisionisten wie z. B. Gerd Schultze-Rhonhof oder Björn Höcke meinen, die Adolf Lämmlein von der Kriegsschuld (ganz oder teilweise) reinwaschen wollen: Die werden völlig zu Recht als Geschichtsklitterer gebrandmarkt!

„Pietätsmangel … jährlich am Volkstrauertag bezüglich der Gefallenen … . … Daß Ehrenmäler der Weltkriege beschmiert oder umgewidmet wurden, weil man auch unbescholtene Wehrpflichtige in Schuldhaft nahm, inklusive der nachfolgenden Generationen, die für die Großverbrechen der Epoche gewiß keine Verantwortung tragen.“
Das alles ist in der Tat zu kritisieren.
Ändert aber nichts daran, dass heute jedenfalls alle diejenigen über die deutsche Kriegsniederlage froh sind, die nicht unter der Nazi-Herrschaft hätten leben mögen. Von der uns die Niederlage in der Tat befreit hat.

„Weizsäckers weltberühmte Simplifikation vom Tag der ‚Befreiung‘ „.
Richard von Weizsäcker hat in seiner Rede vom 08.05.1985 https://tinyurl.com/28s4rbf2 nichts simplifiziert: Das tun lediglich diejenigen, die sich heute noch an dieser Rede reiben.
„Wir brauchen … die Kraft, der Wahrheit so gut wir es können ins Auge zu sehen, ohne Beschönigung und ohne Einseitigkeit“ hatte Weizsäcker gesagt; aber diese Kraft fehlt leider sehr vielen heute noch.

„komplexere Deutungen, die zwar ebenso das Ende des Nazispuks begrüßten, aber nicht vergaßen, daß die Kapitulation für Millionen Deutsche zunächst weitere Schrecken, Opfer und Verluste einschloß“
Hat v. Weizsäcker alles in seiner hochkomplexen Rede erörtert: „Der 8. Mai ist für uns Deutsche kein Tag zum Feiern.“

„Zu diskutieren wäre auch, warum diese historische Wunde hierzulande selbst nach rund drei Generationen nicht emotional vernarben darf.“
Zu diskutieren wäre vor allem, warum es hierzulande selbst nach drei Generationen noch Menschen gibt, die sich nicht einfach darüber freuen können, dass der Krieg zu Ende war. Und die nicht wahrhaben wollen, dass es damals zur deutschen Niederlage keine Alterntive gab!

Die Kirchen waren voll, trotzdem kam der letzte große Krieg. Heute sind sie leer. Der Staat ist Wohlfahrt, aber er greift nach dem Leben vor und nach der Geburt. Kriegstüchtig sollen wir werden, als ob uns so ein bisschen Krieg nicht schaden könnte! Emsiges Treiben auf den Kirchentagen, aber der Hochmut steigt auf wie Kains Opferrauch. Was wird mit dem dürren Holz geschehen, jetzt?

Gott sei´s geklagt
Der Aufstand gegen Gott
Ist allgemein
Bei groß und klein

Gott sei´s geklagt
Der Lindwurm schlingt
Vor der Geburt das Kind
Wie auch danach

Gott sei´s geklagt
Es kommt weit schlimmer nach:
Ein gelber Rauch
Und Wasser ohne Maß

Gott sei´s geklagt
Die Erde bebt
Und schwarze Nacht –
Wer da noch lebt

Gott sei gelobt
Der Krieg ist tot!
Die Sonne glänzt
Wer es erlebt

Die Sieger schreiben die Geschichte um, für die deutsche Zivilbevölkerung ging es mit den Kriegsverbrechen dann erst richtig los. Es gab auf allen Seiten der Alleierten Verbrechen. Sei es von den algerischen Einheiten der französischen Armee, die in Italien und Deutschland gewütet haben, über die Amerikaner bis zu den Russen.

Wenn ich die kriegsgeilen ‚Politiker‘ hör‘,
Einen einzigen Tag sah ich den Vater nur !
Gut achtzig Jahre ist das jetzr her !
Am PlattenSee liegt er, auf grüner Flur !

Wir haben noch keinen FriedensVertrag
Nach diesem von Deutschen verschuldeten Krieg !
Und schon wieder rufen sie Tag für Tag:
„Gegen die Russen brauchen wir jetzt einen Sieg !“

Und wie sie sich wieder Waffen besorgen,
‚Pistolius‘ mahnt Frieden und Sicherheit
Sie tun so, als gäbe es sonst kein Morgen !
Für den Frieden stellen sie Kanonen bereit !

Für die Sicherheit müssen die Panzer rollen
In die Ukraine und weiter, den Russen entgegen.
Es fragt keiner danach, ob wir das wirklich wollen.
Hauptsache: Wir haben bakd wieder Krieg !

PWvLS