MÜNCHEN/WÜRZBURG. Der Präsident der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Paul Pauli, hat am Dienstag klargestellt, daß Äußerungen von Historikern am Lehrstuhls für Neueste Geschichte an seiner Uni „in keiner Weise zu beanstanden“ seien. Das geht aus einer Presseinformation hervor, die das bayerische Wissenschaftsministerium verschickte. Vorausgegangen war ein Krisengespräch am Dienstagmittag zwischen Pauli, dem Lehrstuhlinhaber Peter Hoeres und dem Ministerium.
Pauli stellt faktisch erstmals klar fest, daß sich der in den vergangenen Wochen von linken Studenten angefeindete Lehrstuhlmitarbeiter Benjamin Hasselhorn nichts hat zuschulden kommen lassen. Das Studentenparlament hatten dem gesamten Lehrstuhl zuvor eine „neurechte Diskursverschiebung in der Lehre“ unterstellt und von „Kontakten in offen rechtsextreme Kreise“ geraunt. Hasselhorn wurde persönlich erwähnt, weil er 2014 Beiträge für die Sezession des Instituts für Staatspolitik von Götz Kubitschek verfaßt hatte (die ausführlichen Hintergründe lesen Sie hier). Diese Beiträge sind mit der neuen Mitteilung nun auch vom Uni-Präsidenten als harmlos bestätigt.
Uni-Leitung ließ Historiker hängen
Bis dato hat die Uni-Leitung die bereits Mitte März öffentlich losgetretene Kampagne zu keinem Zeitpunkt auf ihrer Website verurteilt. Ihre Pressestelle beantworte konkrete Fragen, unter anderem der JUNGEN FREIHEIT, nicht. Am Donnerstag vergangener Woche schickte sie statt dessen eine Mitteilung an verschiedene Medien, die auch der JF vorliegt. In der hieß es, es hätten sich „bislang keinerlei Anhaltspunkte für irgendein straf- oder disziplinarrechtlich relevantes Verhalten ergeben“. Ein strafrechtlich relevantes Verhalten hatte nicht einmal das Studentenparlament explizit behauptet.
Lehrstuhlinhaber Peter Hoeres zeigte sich in den vergangenen Wochen irritiert über das Verhalten der Uni-Spitze. Nachdem er einen Drohbrief erhalten hatte, warf er der Uni-Leitung vor, „nichts“ zu tun, „um uns Wissenschaftler zu schützen“. Interne Protokolle aus dem „Studentischen Sprecher*innenrat“ der Uni nährten in der vergangenen Woche zudem den Verdacht, daß die Uni-Leitung sich intensiver mit den linken Studenten austauschte als mit Hoeres und Hasselhorn.
Konkret sollen sich Uni-Leitung und Studentenschaft schon im Januar und Februar über ein mögliches alternatives Lehrprogramm am Hoeres-Lehrstuhl unterhalten haben, wovon der Lehrstuhlinhaber selbst erst deutlich später erfuhr. In der am Dienstag verbreiteten Stellungnahme stellt Uni-Präsident Pauli nun klar, daß die Hochschulleitung „die Freiheit von Forschung und Lehre“ gewährleisten und ihrer Fürsorgepflicht „auch in Zukunft“ nachkommen will. Am Hoeres-Lehrstuhl soll „ein zusätzliches Lehrangebot eingerichtet“ werden. Hoeres hat dem zugestimmt.
Hasselhorn: „Schwarz auf weiß“
Hasselhorn zeigte sich am Dienstag erfreut: „Schwarz auf Weiß vom Wissenschaftsministerium: Es gibt bei uns nichts zu beanstanden, es gibt auch keine Lehrangebote an uns vorbei. Damit ist diese furchtbare Rufmordkampagne beendet. Ich bedanke mich ganz herzlich bei allen, die uns unterstützt haben!“
Zuletzt hatten sich zahlreiche Wissenschaftler mit Hoeres und Hasselhorn solidarisiert. Burkhard Meißner, Hamburger Historiker für alte Geschichte, setzte eine Erklärung auf, in der die beiden als „Opfer einer Rufmordkampagne“ bezeichnet werden. Eine „Gefahr für unsere Demokratie“ seien dagegen „die Extremisten, die die Mitglieder des Lehrstuhls für Neueste Geschichte der Universität zu Opfern einer Kampagne machen, um ihren Ruf zu zerstören“. Innerhalb kurzer Zeit unterzeichneten mehrere hundert Wissenschaftler. (ser)