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Sturm auf Grenze: Das schmutzige Spiel von Idomeni

Sturm auf Grenze: Das schmutzige Spiel von Idomeni

Sturm auf Grenze: Das schmutzige Spiel von Idomeni

Flußüberquerung
Flußüberquerung
Flußüberquerung bei Idomeni Foto: picture alliance/dpa; Markierung: JF
Sturm auf Grenze
 

Das schmutzige Spiel von Idomeni

Die Fotos gehen seit Montag um die Welt. Erschöpfte Flüchtlinge, die mit letzter Kraft versuchen, einen Fluß bei Idomeni zu überqueren. Sie wollen von Griechenland nach Mazedonien. Doch handelte es sich dabei um eine spontane Aktion oder wurden sie von linken Asylhelfern dazu angestiftet? Und warum standen so viele Fotografen und Journalisten bereit, um die Aktion medienwirksam zu begleiten?
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IDOMENI. Die Fotos gehen seit Montag um die Welt. Erschöpfte Flüchtlinge, die mit letzter Kraft versuchen, einen Fluß bei Idomeni zu überqueren, um von Griechenland nach Mazedonien zu gelangen. Seit Wochen harren mehr als 10.000 Flüchtlinge in dem Lager an der mazedonischen Grenze aus, weigern sich, in bessere Unterkünfte im Landesinneren von Griechenland gebracht zu werden.

Sie wollen weiter, nach Mitteleuropa, nach Deutschland. Doch die Grenze ist zu. Am Montag machten sich nun bis zu 2.000 Flüchtlinge auf, um auf eigene Faust illegal nach Mazedonien zu gelangen.

Helfer bei Idomeni Foto: picture alliance/Pacific Press Agency; Markierung: JF
Helfer bei Idomeni Foto: picture alliance/Pacific Press Agency; Markierung: JF

Bei ihrem Vorhaben wurden sie nicht nur tatkräftig von linken Asylaktivisten unterstützt, sondern möglicherweise sogar erst durch diese dazu angestiftet. Bereits gestern tauchte ein Flugblatt in arabischer Schrift auf, das die Flüchtlinge dazu auffordert, sich in großer Zahl nach Mazedonien aufzumachen. Zur Orientierung liefert das Flugblatt auch eine Skizze, die zeigt, an welchem Ort die Grenze nicht durch einen Zaun gesichert und damit offen ist.

Die österreichische Kronen-Zeitung erfuhr nun aus österreichischen Polizeikreisen: „Die Flüchtlinge wurden bei diesem Marsch in Idomeni bewußt in Lebensgefahr gebracht – und auf der anderen Seite des Flußufers warteten TV-Teams und Journalisten.“ Auch hätten mazedonische Behörden etwa 30 Journalisten verhaftet, die sie der Unterstützung der illegalen Einreise beschuldigen. Sie wurden gegen Bußgelder von 250 Euro wieder auf freien Fuß gelassen.

Zu den Festgenommenen gehörte nach eigenen Angaben auch der Foto-Journalist Björn Kietzmann. Auf Twitter schrieb er am späten Montag abend: „Nach 7 1/2 Stunden raus aus dem Polizeigewahrsam in Mazedonien. Sind aber noch zahlreiche andere die warten raus zu können.“

Twitter-Eintrag von Björn Kietzmann Foto: JF
Twitter-Eintrag von Björn Kietzmann Foto: JF

Kietzmann arbeitet regelmäßig für Zeitungen wie die taz, die Frankfurter Rundschau und den Spiegel. Auf seiner Internetseite veröffentliche er am Dienstag von ihm aufgenommene Fotos der gestrigen Flußüberquerung bei Idomeni. Auch auf diesen sind zahlreiche andere Fotoreporter und Asylaktivisten zu sehen.

Allerdings starben bei einer Flußüberquerung auch zwei Männer und eine Frau aus Afghanistan. Sie ertranken bei dem Versuch, auf diese Weise Mazedonien zu erreichen. Der Fluß heißt Suva Reka, was übersetzt so viel bedeutet wie trockener Fluß. Dies traf aber wegen der starken Regenfälle der vergangenen Tage nicht zu. In dem Flugblatt war auf der Skizze zudem auch ein Fluß mit dem Zusatz ergänzt: „Dieser Fluß ist trocken.“

Die Kronen-Zeitung fragt deshalb: „Wer hätte daran Interesse, daß besonders dramatische Bilder von Frauen und Kindern, die bis zum Bauch im Wasser stehen, um die Welt gehen? Und wo wurden die auf arabisch verfaßten Flugzettel gedruckt und kopiert? Doch sicher nicht in einem Zweimann-Campingzelt der Flüchtlinge in Idomeni?“

Laut der Zeitung vermuteten Mitarbeiter von Nachrichtendiensten Hilfsorganisationen hinter dem Flugblatt. Und in der Tat, betrachtet man die Fotos der Aktion, fallen einem die zahlreichen Helfer bei der Flußüberquerung der Flüchtlinge auf, die mit ihrer westlichen Kleidung, ihrer hellen Haut und den Rastazöpfen eher wie linke Studenten aussehen, und nicht wie afghanische oder syrische Flüchtlinge.

Fotografen bei Idomeni Foto: picture alliance/dpa; Markierung JF
Fotografen bei Idomeni Foto: picture alliance/dpa; Markierung JF

Schon vor einigen Tagen rühmte sich ein Mitglied der Flüchtlingsorganisation „Moving Europe Team“ mit Sitz in Berlin-Kreuzberg in einem Interview, daß „in den letzten Tagen eine riesige Armada an Freiwilligen von überall her in Idomeni eingetroffen“ sei. Am Montag schrieb die linke Organisation auf ihrer Internetseite, daß sie sich an der als „march of hope“ bezeichneten Aktion beteilige.

Verantwortlich für den Internetauftritt der Flüchtlingshelfer ist die ebenfalls in Berlin ansässige „Forschungsgesellschaft Flucht & Migration“. Diese bot bereits Ende September vergangenen Jahres einen „Abend zu praktischer Fluchthilfe“ an. Inhalt der Vorträge war das politisch korrekte Menschenschleusen, die oberste Devise lautete „Shutteln statt Schmuggeln“. 


Auch gibt es Bilder, auf denen mehr Fotografen als Flüchtlinge zu sehen sind. Auf einigen, scheint es, als quälten sich Flüchtlinge durch die Fluten. Vergrößert man jedoch den Ausschnitt, stehen fast direkt daneben – ebenfalls im Wasser – mehrere Fotografen, auf der Jagd nach dem besten Motiv.

Unterschrieben ist das Flugblatt von einem „Kommando Norbert Blüm“. Dieser hatte vergangene Woche eine Nacht in einem Zelt in Idomeni verbracht und sich dabei fotografieren lassen. Gegenüber der Bild-Zeitung sagte Blüm „Ich habe erst im nachhinein von diesem Flugblatt erfahren. Die Aktion habe ich nicht initiiert.“ Er könne aber die Menschen dort verstehen, die versuchten, irgendwie weiterzukommen.

Helfer und Fotografen bei Idomeni Foto: picture alliance/ZUMA Press; Markierung JF
Helfer und Fotografen bei Idomeni Foto: picture alliance/ZUMA Press; Markierung JF

Die Bild-Zeitung hat das Flugblatt mit der Fluchtaufforderung übersetzt. Der Inhalt lautet:

Die griechisch-mazedonische Grenze ist geschlossen und wird geschlossen bleiben.
► Es wird keine Busse oder Züge geben, die euch nach Deutschland bringen werden.
► Wahrscheinlich werden die, die in Griechenland bleiben, zurück in die Türkei gebracht.
► Wer den illegalen Weg über Ost-Europa weiter gehen kann, wird die Möglichkeit haben zu bleiben. Deutschland nimmt noch immer Flüchtlinge auf.
► Wahrscheinlich wird das Camp in Idomeni in den nächsten Tagen geräumt. Und es ist wahrscheinlich, daß ihr gezwungen werdet, in die anderen griechischen Flüchtlingslager zu gehen. Von dort werdet ihr dann zurück in die Türkei gebracht werden.
Die Lösung:
► Die Zäune sind nur dafür da, damit ihr denkt, die Grenzen seien geschlossen. Nur fünf Kilometer von hier endet der Zaun. Dort gibt es keinen Zaun, der davon abhält nach Mazedonien zu kommen. Dort kann man die Grenze überqueren!
► Wenn ihr euch nur in kleinen Gruppen auf den Weg macht, werden die Grenzkontrollen oder das Militär dazu in der Lage sein, euch zu stoppen. Sie werden euch zurück nach Griechenland bringen.
► Wenn Tausende zusammen losmarschieren, dann wird die Polizei es nicht schaffen, euch zu stoppen oder zurückzubringen.
Unser Plan ist es, uns am Montag um 12 Uhr am Camp-Ausgang zu treffen und dann gemeinsam die Grenze zu überqueren. Bitte schaut euch die Karte an, darauf markiert sind der Weg und der Treffpunkt.
Bitte erzählt allen euren Freunden und Verwandten von der Aktion.
Bitte versteckt dieses Flugblatt. Weder Polizei noch Journalisten sollten es sehen.
Viel Glück!

Flußüberquerung bei Idomeni Foto: picture alliance/Pacific Press Agency; Markierung: JF
Flußüberquerung bei Idomeni Foto: picture alliance/Pacific Press Agency; Markierung: JF

Bereits Anfang März war bekanntgeworden, daß Flüchtlingsorganisationen Bolzenschneider an illegale Einwanderer verteilt hatten. Laut mazedonischen Sicherheitskräften seien zu diesem Zeitpunkt etwa hundert Asylsuchende hinter der Grenze aufgegriffen worden, die Bolzenschneider dabei hatten. „Auf griechischer Seite sind im Grenzraum seit Längerem griechische Anarchisten tätig, die aktiv Migranten anraten, den Zaun mit Bolzenschneidern aufzuschneiden“, hieß es dazu in einem Lagebericht der Behörden in Skopje.

Die Flüchtlingsinitiative „refugee support tour“, die ebenfalls in Berlin sitzt und nach eigenen Angaben vom Landesjugendwerk Berlin unterstützt wird, verteidigte am Dienstag den „march of hope“ gegen Kritik. „Es gibt die Vorwürfe, der Marsch würde von Volunteers initiiert worden sein. Selbst wenn dem so ist geht das natürlich an dem eigentlich Problem vorbei: die Festung Europa, die Menschen aufgrund ihrer Herkunft ausschließt.“

Wenn der Kontinent seiner humanitären Verantwortung vollumfänglich stellen würde und die Menschen aufnehme, statt sie dahinvegetieren zu lassen, müßte es solche Aktionen nicht geben. „Die Schuld an der Situation und dem Elend der Menschen liegt in der europäischen Abschottungspolitik und die muß sich dringend ändern!“

„Für TV- Teams inszenierte Flußüberquerung“

Das Auswärtige Amt prüft derzeit in enger Abstimmung mit der deutschen Botschaft in Skopje sowie der zuständigen Behörden der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien, ob bei der Aktion am Montag auch deutsche Staatsbürger festgesetzt worden sind.

Laut Kronen-Zeitung seien Deutsche und Österreicher an der „für TV- Teams inszenierten Flußüberquerung“ beteiligt gewesen. Zu den von mazedonischen Sicherheitskräften festgenommenen Flüchtlings-Aktivisten soll auch eine Wienerin gehören, die noch bis vor kurzem für die österreichischen Grünen tätig war. (mit ho)

> Die Macht der Bilder

> JF-Hintergrund: Politisch korrektes Schleusen in der Ägäis

Flußüberquerung bei Idomeni Foto: picture alliance/dpa; Markierung: JF
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