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Gedenkpolitik: Kommission beanstandet zahlreiche Münchner Straßennamen

Gedenkpolitik: Kommission beanstandet zahlreiche Münchner Straßennamen

Gedenkpolitik: Kommission beanstandet zahlreiche Münchner Straßennamen

Kolumbus
Kolumbus
Belasteter Name: U-Bahnhof Kolumbusplatz in München Foto: picture alliance/dpa
Gedenkpolitik
 

Kommission beanstandet zahlreiche Münchner Straßennamen

In München stehen mehrere hunderte Straßennamen zur Diskussion. Eine von der Stadt beauftragte Kommission hat 320 Straßen in der bayerischen Landeshauptstadt ausgemacht, die sie teilweise für problematisch hält. Unter den beanstandeten Namensgebern sind auch Franz Josef Strauß, Christoph Kolumbus und Theodor Heuss.
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MÜNCHEN. In München stehen mehrere hunderte Straßennamen zur Diskussion. Eine von der Stadt beauftragte Kommission hat in einer Untersuchung 320 Straßen in der bayerischen Landeshauptstadt ausgemacht, die sie teilweise für problematisch hält, berichtet die Bild-Zeitung.

Dabei handelt es sich aber keinesfalls ausschließlich um nationalsozialistisch belastete Namensgeber. So führt die Kommission unter Leitung des Stadtarchivs dem Blatt nach unter anderem auch den früheren bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß (CSU), den Entdecker Christoph Kolumbus sowie den Siemens-Gründer Werner von Siemens auf. Ebenso den ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss und den Schriftsteller Erich Kästner. Letzterem wird angelastet, sich während der Zeit des Dritten Reichs nur in die innere Emigration zurückgezogen haben, anstatt das Land zu verlassen.

Strauß war „gern gesehener Gast in Afrika“

Zurück geht die Diskussion um möglicherweise unpassende Straßennamen auf die SPD im Stadtrat. Sie hatte 2016 beantragt, zu prüfen, welche Straßen einen Namen tragen, der in einem „chauvinistischen, extrem frauenfeindlichen, militaristischen, rassistischen oder antisemitischen, nationalsozialistischen Kontext“ steht.

Strauß wird durch die Kommission beispielsweise angelastet, „gern gesehener Gast in Afrika“ gewesen zu sein und während Safaris auf Antilopen geschossen zu haben. Auch habe der CSU-Politiker der „kolonialen Nostalgie“ gefrönt.

An Theodor Heuss stört die Autoren, daß er 1933 als Reichstagsabgeordneter der Deutschen Staatspartei für das Ermächtigungsgesetz stimmte. Zudem seien „stereotype antijüdische Äußerungen“ von ihm belegt.

Kritik aus der CSU

Dem Philosophen Arthur Schopenhauer wirft die Kommission „unzeitgemäße Frauenfeindlichkeit“ vor, dem 1892 gestorbenen Werner von Siemens, daß seine Firma später durch Aufträge im Nationalsozialismus profitierte. Christoph Kolumbus habe sich durch Sklavenhandel schuldig gemacht, dem beliebten bayerischen Volksdichter Ludwig Thoma (1867 – 1921) halten die Autoren der Untersuchung vor, antisemitische Schriften verfaßt zu haben.

Scharfe Kritik an dem Gutachten kommt aus der CSU. Generalsekretär Markus Blume versicherte der Bild: „Die CSU München wird dafür sorgen, daß derart abstruse Vorschläge nicht weiterverfolgt werden. Wir lassen nicht zu, daß herausragende Persönlichkeiten wie Franz Josef Strauß in den Schmutz gezogen werden.“

Sein Parteifreund Bundestagsvizepräsident Hans-Peter Friedrich reagierte ebenfalls empört: „Hier wird George Orwells Vision aus ‘1984’ Realität: Geschichte soll systematisch umgeschrieben und dem Zeitgeist angepaßt werden.“ (krk)

Belasteter Name: U-Bahnhof Kolumbusplatz in München Foto: picture alliance/dpa
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