Es wird wieder zum Aufstand gebeten in Berlin. Dieter Graumann ruft, und alle, alle werden kommen, wenn es am Sonntag nachmittag am Brandenburger Tor „Steh auf – nie wieder Judenhaß!“ heißt. Bundeskanzlerin, Bundespräsident, die Oberhäupter der Kirchen, alle Bundestagsparteien und ihre Stiftungen, Sportverbände, Gewerkschaften und sogar Fischers Jockel haben dem Präsidenten des Zentralrats der Juden ihr Kommen schon zugesagt. Fünftausend Teilnehmer sind angemeldet, natürlich hofft man auf viel mehr.
Für die Kundgebung des Zentralrats der Juden, die von vielen deutsch-jüdischen Organisationen unterstützt wird und zu der Mitglieder jüdischer Gemeinden aus dem ganzen Bundesgebiet anreisen werden, gibt es an sich gute Gründe. Antisemitische Übergriffe häufen sich: Angriffe auf Synagogen und Rabbiner, hämische Haßparolen auf Gaza- und Palästina-Kundgebungen, Jung-Moslems, die „Hamas, Hamas, Juden ins Gas!“ hetzen – Deutschlands Juden und ihre Vertreter haben jedes Recht, dagegen lautstark zu protestieren und Solidarität einzufordern.
Multikulti-Brennpunktviertel wie Neukölln wären der richtige Ort
Aber haben sie auch den richtigen Adressaten? Der Kundgebungsort vor dem Brandenburger Tor, der fatal an eine Neuinszenierung des „Aufstands der Anständigen“ vor vierzehn Jahren erinnert, läßt daran zweifeln. Nicht vor US-Botschaft und Hotel Adlon, sondern in den Multikulti-Brennpunktvierteln wie Neukölln und vor den großen Moscheezentren wäre der richtige Platz, um den neuen, den importierten Antisemiten entgegenzutreten.
Und gegen was wollen die Bundeskanzlerin als Hauptrednerin, der Bundespräsident, die Bundesminister und Parteienvertreter demonstrieren? Gegen ihr eigenes Versagen, gegen ihre verkorkste Einwanderungspolitik, die die muslimischen Parallelgesellschaften erst möglich hat, in denen heute der Judenhaß blüht?
Gegen die dreiste Verblendung, mit der man solche Risiken und Nebenwirkungen des Multikulturalismus all die Jahre geleugnet und verharmlost und statt dessen die eigenen Landsleute an den Pranger gestellt hat? Wo sind übrigens die Islamverbände auf der Gästeliste, die sonst doch immer gern dabei sind, um sich gemeinsam mit dem Zentralrat der Juden über „Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“ zu empören?
Der importierte muslimische Antisemitismus ist kein neues Problem
Das Demonstrationsrecht ist ein in Jahrhunderten ertrotztes Freiheitsrecht der Bürger gegen die Obrigkeit, um dieser die Meinung zu sagen. Wo die Obrigkeit selbst mitdemonstriert, wie weiland in der „DDR“, ist etwas faul. So läuft es wieder auf die alte Leier hinaus: Um sich notwendiger Kritik gar nicht erst stellen zu müssen, demonstriert die politische Klasse selbst gegen das eigene Volk, das mit Allgemeinplätzen und Phrasen mit unter Generalverdacht gestellt wird, und macht sich so im ideologischen Paralleluniversum ein gutes Gewissen zu Lasten anderer, statt sich mit eigenen Fehlern und Versäumnissen auseinandersetzen zu müssen.
Der Zentralrat der Juden entwertet die eigene Sache, wenn er dieses Spiel mitspielt und die Inszenierung der Staatsdemo „gegen Rechts“ des damaligen Kanzlers Gerhard Schröder aus dem Jahr 2000 kopiert, statt das Kind beim Namen zu nennen. Damals übrigens war der Auslöser für den sogenannten „Aufstand der Anständigen“ ein Anschlag auf die Düsseldorfer Synagoge.
Die Monate später verhafteten Täter waren allerdings keine „Nazis“, sondern zwei von Anti-Israel-Propaganda radikalisierte junge Araber – ein 19jähriger Palästinenser und ein 20jähriger Marokkaner. Der importierte islamische Antisemitismus ist kein neues Problem. Das zwanghafte Wegschauen auch nicht.