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Ex-Leibwächter Osama bin Ladens: Sami A. beklagt Rassismus: „Wurde aus Deutschland entführt“

Ex-Leibwächter Osama bin Ladens: Sami A. beklagt Rassismus: „Wurde aus Deutschland entführt“

Ex-Leibwächter Osama bin Ladens: Sami A. beklagt Rassismus: „Wurde aus Deutschland entführt“

Sami A.
Sami A.
Sami A.: Das Abschiebeverbot wurde aufgehoben Foto: Screenshot/WDR
Ex-Leibwächter Osama bin Ladens
 

Sami A. beklagt Rassismus: „Wurde aus Deutschland entführt“

Der frühere Leibwächter Osama bin Ladens, Sami A., hat deutschen Behörden Rassismus und Rechtsbruch vorgeworfen. „Es ist purer Rassismus, daß ich aus Deutschland abgeschoben wurde. Weil der Innenminister mich nicht mehr länger im Land haben wollte. Dann wird einfach behauptet, daß jemand Extremist sei.“ Nach seiner Freilassung in Tunesien wolle er zurück nach Deutschland.
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TUNIS. Der frühere Leibwächter Osama bin Ladens, Sami A., hat deutschen Behörden Rassismus und Rechtsbruch vorgeworfen. „Es ist purer Rassismus, daß ich aus Deutschland abgeschoben wurde. Weil der Innenminister mich nicht mehr länger im Land haben wollte. Dann wird einfach behauptet, daß jemand Extremist sei“, sagte der Tunesier über seinen Anwalt Seif Eddine Maklhouf in Tunis der Bild-Zeitung.

Sami A. behauptete: „Ich wurde entführt aus Deutschland. Ich habe der Polizei gesagt: Das geht so nicht, ein Gericht hat meine Abschiebung untersagt! Aber sie haben gesagt, daß das von ganz oben kommt und ich nichts dagegen tun könne.“

Der islamische Gefährder war am Freitag von Düsseldorf nach Tunesien abgeschoben worden. Das Gelsenkirchener Verwaltungsgericht entschied daraufhin, der Islamist müsse zurückgeholt werden, weil die Abschiebung „grob rechtswidrig“ verlaufen sei und grundlegende rechtsstaatliche Prinzipien verletze. Sami A. sei „unverzüglich auf Kosten der Ausländerbehörde in die Bundesrepublik Deutschland zurückzuholen“.

Justiz-Wirbel um Abschiebung

Politiker von SPD und Grünen sowie mehrere Juristen und Journalisten werfen den beteiligten Behörden vor, das Gericht getäuscht zu haben. Das Verwaltungsgericht hatte bereits am Donnerstag entschieden, daß Sami A. vorerst nicht abgeschoben werden dürfe, da es in Tunesien keine Sicherheit vor Folter gebe.

Dies teilte das Gericht allerdings erst am Freitag morgen dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge mit – als der Mann bereits im Flugzeug saß. Grund für die späte Benachrichtigung sei gewesen, daß alle beteiligten Behörden trotz mehrfacher Anfragen den genauen Zeitpunkt der Abschiebung nicht bekannt gegeben hätten.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) verteidigte das Vorgehen. „Wir als Politiker haben nach Recht und Gesetz zu entschieden, das hat die Landesregierung gemacht“, sagte Laschet. „Und ich denke, im Ergebnis können wir froh sein, daß der Gefährder nicht mehr in Deutschland ist.“ Das Land Nordrhein-Westfalen werde Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Münster einlegen.

„Ich wurde nackt ausgezogen“

Die tunesische Justiz hatte am Wochenende die Zuständigkeit für Sami A. für sich reklamiert. Der Islamist sei tunesischer Staatsbürger und seit Januar 2018 wegen Terrorverdachts in dem nordafrikanischen Land zur Fahndung ausgeschrieben, sagte der Sprecher der Anti-Terror-Staatsanwaltschaft, Sofiène Sliti, der Nachrichtenagentur AFP.

Sami A. kritisierte nun, er habe während seiner Abschiebung weder seinen Anwalt, noch seine Frau oder Kinder kontaktieren dürfen. „Dann wurde ich in ein Privatflugzeug gepackt und einfach weggeflogen. Ich hätte nie gedacht, daß das in einem Rechtsstaat wie Deutschland möglich ist.“ Außerdem beklagte der Islamist, die Polizei habe ihn nackt ausgezogen. „Obwohl ich darauf hingewiesen habe, daß ich als Muslim nicht nackt vor ihnen stehen will.“

Überdies bestritt er die Vorwürfe gegen sich. „Ich war  nie Leibwächter von Osama bin Laden, das ist völlig frei erfunden.“ Er sei auch nie in seinem Leben in Afghanistan gewesen. Nach seiner Freilassung in Tunesien werde er zu seiner Familie nach Deutschland zurückkehren.

Sami A. lebte seit Jahren zusammen mit seiner Familie in Bochum. Nach seinem Studium soll er im Jahr 2000 eine militärische Ausbildung in einem al-Qaida-Lager in Afghanistan erhalten und zeitweise zur Leibwache Osama bin Ladens gehört haben. Zudem soll er als salafistischer Prediger in Erscheinung getreten sein. Er bestreitet die Vorwürfe. Ein Ermittlungsverfahren der Bundesanwaltschaft war mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt worden. (ls)

Sami A.: Das Abschiebeverbot wurde aufgehoben Foto: Screenshot/WDR
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