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Bundestagsvizepräsidentin: Claudia Roth ermahnt Deutsche zu mehr Zurückhaltung bei Fußball-WM

Bundestagsvizepräsidentin: Claudia Roth ermahnt Deutsche zu mehr Zurückhaltung bei Fußball-WM

Bundestagsvizepräsidentin: Claudia Roth ermahnt Deutsche zu mehr Zurückhaltung bei Fußball-WM

Claudia Roth
Claudia Roth
Claudia Roth / Geschmücktes Haus in Nordrhein-Westfalen Foto: picture alliance/Martin Gerten/dpa / dpa / JF-Montage
Bundestagsvizepräsidentin
 

Claudia Roth ermahnt Deutsche zu mehr Zurückhaltung bei Fußball-WM

Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) hat die Deutschen zu Zurückhaltung während der Fußball-Weltmeisterschaft aufgerufen. „Ich finde, daß es uns Deutschen gut zu Gesicht steht, wenn wir Zurückhaltung walten lassen mit der nationalen Selbstbeweihräucherung.“ Man dürfe nicht ausblenden, daß die AfD die deutsche Fahne instrumentalisiere. Roth selbst beflaggt ihren Balkon lieber mit einer Regenbogenfahne.
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BERLIN. Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) hat die Deutschen zu Zurückhaltung während der Fußball-Weltmeisterschaft aufgerufen. „Natürlich darf man sich freuen, wenn die deutsche Mannschaft gut spielt und gewinnt. Und ich will auch niemandem verbieten, ein Fähnchen aufzuhängen“, sagte Roth dem Tagesspiegel. „Ich finde aber, daß es uns Deutschen gut zu Gesicht steht, wenn wir Zurückhaltung walten lassen mit der nationalen Selbstbeweihräucherung.“

Sie verwies in diesem Zusammenhang auch auf die AfD. Mit ihr gebe es eine Partei, die die deutsche Fahne instrumentalisiere, andere Menschen auszugrenzen. „Das läßt sich nicht einfach so ausblenden, das sollten wir im Blick haben. Deshalb: Feiern ja, Nationalismus nein.“

Grünen-Politikerin beflaggt Balkon mit Regenbogenfahne

Roth selbst habe sich noch nie mit einer Deutschlandflagge geschminkt. „Das ist nicht so mein Ding“, erklärte sie. 2006 habe die Grünen-Politikerin jedoch das erste Mal ihren Balkon mit einer Regenbogenfahne beflaggt. Die Nationalmannschaft sei ein „Spiegelbild unserer multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft“. Deutschland sei inzwischen „bunt und vielfältig, mehr Regenbogen, mit Namen wie Kroos und Werner, aber eben auch Khedira und Boateng“.

Von den Spielern erwartet Roth, daß sie für die Werte der Bundesrepublik Deutschland einstehen und sich politisch äußern dürfen. „So ähnlich halte ich es auch mit dieser leidigen Debatte über die Nationalhymne: Wer singen will, soll singen.“ Wer sich lieber still konzentrieren möchte, solle dies tun. „Man kann auch ein guter Nationalspieler sein, ohne die Hymne zu singen und die Hand aufs Herz zu halten.“

Ein Sieg der deutschen Nationalmannschaft würde die Stimmung im Land heben, glaubt die 63jährige. Allerdings nur unter folgender Bedingung: „Wenn Özil das Spiel gut eröffnet, Khedira das entscheidende Tor schießt, Boateng am Ende des Turniers zum besten Spieler gewählt wird und Neuer und Müller im Gegensatz zur CSU zeigen, daß aus Bayern auch was richtig Gutes kommen kann.“ Dann werde sie auch „frenetisch mit der Regenbogenflagge“ wedeln.

Mehr Chancen auf Doppelpaß erhalten

Roth äußerte sich in dem Interview auch zur seit Monaten laufenden Heimat-Debatte. „Die deutsche Einwanderungsgesellschaft muß anerkennen, daß Menschen in einer globalisierten Welt mehr als eine Heimat haben können.“ Erfolgreiche Integration setze voraus, daß Deutschland von niemandem erwarte, einen Teil seiner Biographie oder Identität zu verleugnen. „Deshalb wäre es übrigens wichtig, mehr Menschen die Chance auf einen Doppelpaß zu geben.“

Mit Verweis auf den Soziologen Wilhelm Heitmeyer definierte Roth: „Heimat ist, wo du dazu gehörst und wo du gebraucht wirst. Egal, wo du herkommst. Ob du Frau oder Mann bist, schwul, lesbisch, transgender oder hetero, Muslim, Jude, Christ oder säkular.“ Deshalb müsse es die wichtigste Aufgabe der Politik sein, den Zusammenhalt in der Gesellschaft herzustellen statt zu spalten. „Unser neuer Heimatminister, der offensichtlich glaubt, sein Haus käme auf Führungsebene auch ohne Frauen aus, vertritt hingegen ein brandgefährliches, ein exklusives, ein ausgrenzendes Heimatbild. Der Satz, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, war der Versuch einer Ausbürgerung.“ (ls)

Claudia Roth / Geschmücktes Haus in Nordrhein-Westfalen Foto: picture alliance/Martin Gerten/dpa / dpa / JF-Montage
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