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Veteranen: Nicht lockerlassen

Veteranen: Nicht lockerlassen

Veteranen: Nicht lockerlassen

Veteranentreffen
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Erstes Veteranentreffen am Ehrenmal der Bundeswehr (2014): Noch immer kein offizieller Gedenktag Foto: picture alliance / dpa
Veteranen
 

Nicht lockerlassen

Auch wenn sie momentan nicht im Fokus der Öffentlichkeit stehen, dienen deutsche Soldaten derzeit im Auslandseinsatz. Ohne offiziellen Veteranentag kämpfen viele auf eigene Faust gegen das Vergessen. Einer von ihnen ist Alexander Sedlak. Nach einem Marsch von rund 750 Kilometern wird der Afghanistan-Veteran heute sein Ziel erreicht haben: den „Wald der Erinnerung“ in Potsdam.
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Am Freitag hat es Alexander Sedlak geschafft. Dann will der 27 Jahre alte Afghanistan-Veteran der Bundeswehr nach einem Marsch von rund 750 Kilometern sein Ziel erreicht haben: den Wald der Erinnerung auf dem Gelände des für die deutschen Auslandseinsätze zuständigen Einsatzführungskommandos in Potsdam.

„Ich möchte der gefallenen Kameraden gedenken und so viele Mitmenschen wie möglich zum Gedenken anregen“, begründet der ehemalige Scharfschütze seine Aktion, die er auch nutzte, um Spenden für die Veteranenhilfe zu sammeln. Schon während der Vorbereitung für den Marsch, den Sedlak mit seinem Rottweiler Bruno absolviert, hatte er 2.500 Euro gesammelt.

Gezeichnet aus dem Einsatz zurück

Mit seiner Aktion möchte Alexander Sedlak nicht nur der Gefallenen gedenken, sondern auch auf die Veteranen der Bundeswehr aufmerksam machen und nicht zuletzt auf die Soldaten, die mit Schäden an Leib und Seele aus dem Einsatz zurückgekehrt sind. Wie er selbst. Sedlak war 2011 für sieben Monate in Afghanistan stationiert. Dabei war er als Scharfschütze und Richtschütze eines schweren Maschinengewehrs auch an Kampfeinsätzen beteiligt.

Nicht ohne Folgen: Er kehrte mit Angstzuständen und Depressionen nach Deutschland zurück. „Eigentlich hat es unmittelbar nach dem Einsatz angefangen. Eingestanden habe ich es mir aber erst nach dreieinhalb Jahren. Da hatte ich meinen ersten Flashback“, schilderte Sedlak in der Zeitschrift loyal des Reservistenverbandes seine Erfahrungen. Die überzeugten ihn davon, sich in ärztliche Behandlung zu begeben. Die Diagnose lautete bei ihm wie bei vielen Rückkehrern: Posttraumatische Belastungsstörung, kurz PTBS.

Keine offizieller Gedenktag für Veteranen

Die Wanderung nach Berlin ist für ihn daher auch eine Art Therapie. Am 17. April ist er in Freiburg gestartet. In 36 Tagesetappen, jeweils 16 bis 28 Kilometer lang, hat er die Strecke seither bewältigt. Daß Sedlak sein Ziel ausgerechnet an diesem Wochenende erreichen will, ist kein Zufall. Der 27. Mai ist vom Veteranenverband zum Tag der Veteranen ausgerufen worden.

Denn bis heute gibt es in Deutschland keinen offiziellen Gedenktag für die Veteranen der Bundeswehr. Vor drei Jahren fand daher auf Initiative des Veteranenverbandes auf dem Gelände des Bendlerblocks in Berlin ein erster inoffizieller Gedenktag statt, um für das Anliegen der Veteranen zu werben.

Erstmals 2011 die Rede von „Veteranen“

Auf offizieller Ebene läuft die Veteranen-Diskussion seit 2011. Damals bezeichnete Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) Soldaten, die an einem Auslandseinsatz der Bundeswehr teilgenommen hatten, in einer Rede erstmals als Veteranen.

Damit war der Grundstein gelegt für die Diskussion über eine deutlichere Anerkennung der Leistungen der Soldaten der Bundeswehr, wie sie in den meisten anderen Ländern selbstverständlich ist. Bald darauf präsentierte er ein sechsseitiges Diskussionspapier mit Vorschlägen für die „gesellschaftliche Würdigung“ der aktiven und ehemaligen Soldaten mit Einsatzerfahrung.

Mahnwache vor dem Bundeskanzleramt

Doch auch wenn im 2013 geschlossenen Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD die Wertschätzung der Veteranen ein Thema war, geriet das Thema danach schnell wieder ins Abseits. Doch die Betroffenen, die unter anderem im Bund Deutscher Einsatz-Veteranen organisiert sind, ließen nicht locker und stritten vor allem für die Anerkennung und angemessene Versorgung der Veteranen. Seitdem hat sich einiges verbessert.

Doch eine regelmäßige öffentliche Würdigung der Veteranen gibt es bis heute nicht. Aus diesem Grund ruft der Veteranenverband für Freitag zu einer Mahnwache vor dem Bundeskanzleramt auf. Unter dem Motto „Gegen das Vergessen“ soll der Gefallenen gedacht werden sowie aller „unsichtbaren Einsatzveteranen“.

Gemeinsamer Marsch der Stille

Am Sonnabend wird Alexander Sedlak in Potsdam von seinen Kameraden empfangen. Dort ist dann am Wald der Erinnerung, in dem alle Ehrenhaine aus den Einsatzgebieten der Bundeswehr versammelt sind, ein gemeinsamer Marsch der Stille geplant.

Die Organisatoren hoffen, daß der diesjährige Veteranentag auch bei den zuständigen Politikern auf Resonanz stößt. Auf seinen Erinnerungsmarsch habe er „aus der hohen Politik“ bislang jedenfalls noch keine Reaktionen bekommen, bedauerte Sedlak.

JF 22/17

Erstes Veteranentreffen am Ehrenmal der Bundeswehr (2014): Noch immer kein offizieller Gedenktag Foto: picture alliance / dpa
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